Freitag, 8. Februar 2008

Patagonien

Nach 4 Wochen auf großer Patagonientour sind wir nun heute Nachmittag zum zwischenzeitlichen Verschnaufen wieder in Valdivia angekommen. Das bietet Zeit und technische Möglichkeiten, ein paar Bilder hoch zu laden und Erlebnisse und Eindrücke zu beschreiben. Nachdem wir die ersten gemeinsamen Tagen nach Annes Ankunft in Santiago verbracht haben und ich anschließend als sachkundiger Fremdenführer Valdivia und Umgebung vorgestellt habe ging es zunächst bei strömendem Regen nach Puerto Varas. Grosstadtimpressionen aus Santiago

Dieser kleine Ort am Lago Llanquihue liegt ungefähr drei Stunden südlich von Valdivia. Leider war das Wetter den ersten Tag eher bescheiden und so war es uns erst nicht möglich, einen wolkenfreien Blick auf den Vulkan Osorno zu werfen, der mit seinem wunderschönen schneebedecktem Gipfel so herrlich im Sonnenlicht glitzert (Zitat Reiseführer). Da wir aber nun einmal echte Glückspilze sind, hat sich das Wetter nach zwei Tagen gebessert und wir sind in den angrenzenden Nationalpark gestartet, haben dort eine lange Wanderung auf einer Schotterstraße gemacht, wurden die ganze Zeit von den Autos angehupt und von richtig großen Fliegen genervt. Zum Ausgleich konnten wir dann nachher noch die Saltos von Petrohue besichtigen, das sind große Wasserfälle eines Gebirgsflusses und da, ja da öffnete sich auf die Wolkendecke und gestattete uns einen tollen Blick auf den Gipfel des Vulkans.

Oben die Wasserfaelle und unten Anne, die sich vor den Fliegen zu schuetzen versucht

Am 16.1. haben wir uns dann endgültig von Zentralchile in Richtung Patagonien verabschiedet. Um nicht beide Wege mit dem Bus fahren zu müssen, haben wir die Billigfliegerangebot genutzt und sind mit Sky Airlines von Puerto Montt nach Punta Arenas geflogen und das war nicht nur finanziell und zeitlich eine gute Sache, auch die Ausblicke auf die zerklüftete Küste Patagoniens war einfach der Hammer. In Punta Arenas angekommen waren wir dann überrascht, dort es so weit im Süden eigentlich doch recht warm war. Nachdem wir unser Gepäck 30 Minuten zum Hostel geschleppt hatten ging es dann auch zügig los, die südlichste Kontinentalstadt der Welt zu entdecken. Zunächst stand aber, wie leider recht häufig, das Organisieren unserer Weiterreise auf dem Programm. Also mussten wir sämtliche Busgesellschaften abklappern, die nach Ushuaia auf Feuerland fahren, und überlegen wie lange wir dort bleiben möchten und so weiter. Da geht doch immer einiges an Zeit für drauf, aber es macht ja auch Spaß.
Nachdem das dann aber alles geklärt war und wir auch zwei Bustickets für die Besichtigung einer Pinguinkolonie in der Tasche hatten haben wir uns mit der Fotokamera bewaffnet, um die Stadt direkt an der Magallanstraße zu entdecken. Und die hat trotz seiner südlichen, doch recht abgelegenen Lage einiges zu bieten: Eine schöne Plaza, einige nette alte Häuser, einen wirklich sehenswerten Friedhof, Kreuzfahrtschiffe im Hafen und wunderschöne Ausblicke über die Stadt und die Magallanstraße. Natürlich mussten wir dann auch in einem Cafe direkt an diesem Aussichtspunkt etwas trinken, die Preise für die Getränke haben uns wirklich das fürchten gelernt.
Am nächsten Tag haben wir uns dann aufgemacht eine Pinguinkolonie zu besichtigen. Eine lustige Angelegenheit, die kleinen putzigen Tierchen dabei zu beobachten, wie sie sich aus dem Wasser über den Strand in die Wiesen hoch kämpfen um dann neugierig im Wind zu stehen. Besonders bei den jungen Pinguinen, die noch über ein flauschiges Fell verfügen, sah das sehr witzig aus. Leider gibt es aber überall Leute, die sich nicht an die Regeln halten können und die versuchen, die Pinguine an zu fassen. Zum Glück wissen die sich zu wehren und beißen zurück – Richtig So! Abschließend haben wir uns noch in einem regional-historischen Museum über die Geschichte Patagoniens informiert, die recht chaotisch präsentiert wurde und nach 4 Tagen ging es dann wieder weiter in den Süden auf Feuerland, wo wir dann nach 15-stündiger Busfahrt auch abends ankamen. Zur Landschaft Patagoniens lässt sich in Teilen nur dies sagen – sollte jemand wirklich auf die Idee kommen, 15 Stunden lang Bäume zu zählen, man sollte aufpassen, dass diese Person nicht stirbt vor Langeweile. Da hat man schon mehr Aktion, wenn man die zahlreichen Nandus, Guanakus, Flamingos und Schafe beobachtet, die in der patagonischen Steppe massenhaft vorkommen.
Ushuaia – el fin del mundo – Das Ende der Welt. Und irgendwie fühlt man sich auch so, wenn man diesen Ort mit seinen ungefähr 60.000 Einwohnern erreicht. Erst fährt man stundenlang durch nichts, dann überquert man eine hohe Bergkette und dann taucht da ganz am Ende der Straße, herrlich eingerahmt zwischen Bergen und Beaglekanal diese Stadt auf – schon cool. Um uns nicht zu sehr zu stressen, hatten wir uns schon vorher überlegt, 4 Nächte in Ushuaia zu bleiben und das war auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Nicht nur dass wir Annes Geburtstag gefeiert haben, wir haben es auch geschafft, unsere Wanderschuhe für die Trekkingtour im Torres del Paine einzulaufen. Einmal auf einen Gletscher sowie eine Tagestour im Nationalpark Feuerland bedeuteten schon einmal 30 km einlaufen für die Touren im Torres. Glücklicherweise haben wir im Laufe der Wanderungen immer mehr Spaß und Freude am Laufen bekommen, so dass unsere Vorfreude auf den Torres nur noch größer geworden ist. Neben diesen Naturtouren sind wir durch die Stadt geschlendert und haben es uns auch nicht nehmen lassen, uns wieder einmal geschichtlich weiter zu bilden. Somit kamen auch unsere internationalen Studentenausweise das erste Mal zum Einsatz, die es uns ermöglichten, für günstig Geld das ehemalige Gefängnis besichtigen zu können. Dort wurde man wirklich eindrucksvoll und in historischem Ambiente über die Besiedlung Feuerlands und die Geschichte des Gefängnisses informiert. Doch alle Aufenthalte haben ihr Ende und zurück ging es nach Chile. Dieses Mal war die Busfahrt ungleich spannender, was nicht unbedingt an einer veränderten Landschaft gelegen hat sondern vielmehr an der Tatsache, dass wir uns einfach nicht sicher waren, welche Lebensmittel aus unserem Begleitkochpaket (Gewürze, Öl, Reis etc.) wir legal über die Grenze nehmen können. Die Chilenen können sich da nämlich ganz schön anstellen und man muss schnell auch mal eine ordentliche Strafe bezahlen. So haben wir dann aus lauter Unruhe unsere Marmelade weggeschmissen, alles andere durften wir aber ohne Murren mitnehmen – weitere leckere Essen waren also gesichert.Abendstimmung auf der Busfahrt nach Ushuaia und willkommen am Ende der Welt
Hauptstrasse von Ushuaia
Besichtigung des Gefaengis und die schwere Frage, ob die Waechter von damals oder von heute furchteinfloessender sind?
Oben und unten im Nationalpark Feuerland


der Gletscher, den wir in Ushuaia erklommen haben mit anschliessendem Blick auf die Bucht von Beagle
und nach 4 Tagen mussten wir schon wieder Abschied nehmen von Tierra del Fuego


Nach einem weiteren eintägigen Aufenthalt in Punta Arenas, an dem ich dank Kreislaufproblemen, Übelkeit und Schwindelanfällen nur sehr ungenaue Erinnerungen habe, ließen wir die kalte Stadt hinter uns um dann gerade einmal vier Stunden später in Puerto Natales von Sonnenschein und heißen Temperaturen empfangen zu werden. Angekommen in der Tourihochburg, so lässt sich Puerto Natales wohl am besten beschreiben. Für die nächsten 7 Tagen gab es (fast) kein anderes Gesprächsthema als: Und welche Runde habt ihr im Nationalpark gemacht? Seit ihr da auch gewesen? In einem gewissen Rahmen ist es ja nett, sich auszutauschen aber irgendwann hängt es einem echt zum Hals raus. Aber man schwimmt ja wohl oder übel im Strom so dass auch wir uns auf in den Supermarkt gemacht haben, um uns mit notwendigen Lebensmitteln für unsere Trekkingtour einzudecken – Nüsse, Wurst, Nudeln, Brot, Schokolade etc. Kraftnahrung, die leicht und locker Energie für den ganzen Tag gibt. Nicht zu vergessen an dieser Stelle seien die Haferflocken, die mich jedem Morgen im besonderen Maße animiert haben, meinen Schlafsack zu verlassen. Was gibt es schon geileres als Haferflocken und Wasser mit Milchpulver – Lecker!!!! Die unglaubliche Landschaft des Nationalparks hat dann aber im großen Maße zum einem über die Leiden der Ernährung als auch über die Leiden der hohen Preise für einfach alles hinweg geholfen. Gletscher, smaragdgrüne Seen, wunderschöne Felsformationen, kristallklare Gebirgsbäche – und das ist wirklich nicht übertrieben. Nicht einmal zu überlaufen, wie von uns befürchtet, ist der Nationalpark, so dass immer wieder Zeit bleibt, sich für eine Weile in völliger Stille hinzusetzen und die Natur zu genießen. Natürlich ist das aber nur möglich, wenn man auch die Zeit dazu hat, direkt am 2. Tag mussten wir nämlich eine mehr als 24 km lange Strecke zurücklegen, um unser reserviertes Refugio zu erreichen – da waren wir dann auch mit Pausen 11 Stunden unterwegs. Nach insgesamt 4 Tagen und 75 km sowie einem einigermaßen schweren Rucksack auf dem Rücken hat man dann auch gemerkt, was man getan hat. Namentlich gemerkt haben es meine Füße, meine Beine, meine Zehen, mein Rücken und vor allem meine Schultern. Dass der Kreislauf insbesondere die Hitze am letzten Tag nicht verkraftet hat, habe ich dann in der Nacht gemerkt, als der Hamburger, den wir uns zur Feier des Tages gegönnt hatten, nicht in meinem Magen bleiben wollte.
Somit waren wir dann doch auch froh, die Torres del Paine – Hochburg nach einer Woche wieder zu verlassen, mit tollen Natureindrücken aber auch mit dem Gefühl, dass es nun Zeit für was neues sein könnte. 7 Stunden ging die Busfahrt Richtung Norden, absolutes Highlight der Strecke waren 8 Schafe auf der Straße (sonst nur patagonische Steppe) bevor wir El Calafate in Argentinien erreichten. Bootsfahrt mit einem Catamaran zum Startpunkt unseres Weges
Hightlight der ersten Tagesetappe, der Gletscher Grey und der Campingplatz und das Refugio, direkt am Gletscherrand gelegen
Ab und zu mussten auch die Schuhe ausgezogen werden, um tiefe Baeche zu ueberqueren, oder wie es gab eine wacklige Haengebruecke




Wanderschue bitte draussen bleiben, sonst haette man die Nacht mit 8 Leuten im Zimmer auch nicht ueberstanden





patagonische Steppe




Dieses 8000-Seelen-Örtchen am Lago Argentino wäre eigentlich nicht so spannend, wenn es nicht in unmittelbarer Umgebung des Nationalparks Los Glaciares liegen würde, in etwa dem argentinischen Gegenstück zum Torres. Absolutes Highlight dieses Parks ist der Gletscher Perito Moreno, zwar nicht einer der ganz großen Gletscher, was die Fläche angeht, dafür aber einer mit einer ziemlich hohen Gletscherwand und so was wollen die Leute natürlich sehen. Nach einiger Überlegung haben wir uns dann entschieden, dass wir eigentlich auch nur den Gletscher sehen wollen und nicht noch mal im Nationalpark trekken wollen. Daher haben wir das Angebot der Jugendherberge angenommen, die täglich geführte Bustouren zum Gletscher anbietet. Und Cecilia, unsere Reiseführerin hat ihre Sache wirklich gut gemacht. Hier ein Fotostopp, da ein kleiner Witz – für kurzweilige Unterhaltung war gesorgt und auch zur intensiven Betrachtung des Gletschers blieb genug Zeit. Anschließend haben wir dann noch eine Bootsfahrt gemacht, um die Geltscherwand aus der Nähe betrachten zu können. Zufälligerweise sind auch genau in diesem Moment einige ziemlich große Eisbrocken abgebrochen und in den See gefallen (wissenschaftlich heißt das kalben), schon ein faszinierender Anblick, wobei ich der Meinung gewesen bin, dass die vom Boot aus heimlich auf die Wand schießen, um das Eis im richtigen Moment abbrechen zu lassen. Besichtigung einer Hacienda auf dem Weg zum Gletscher


Warten auf das Boot, dass uns direkt an die Gletscherwand bringen wird
Nach einem langen Gletschertag ging es dann wieder zurück nach Calafate und schon am nächsten Tag wartete das nächste Highlight auf uns. Die zugleich lang ersehnte aber auch gefürchtete Busfahrt gen Norden stand auf dem Programm. Nach zahlreichen Preisvergleichen hatten wir uns entschieden, die 2100 km ohne Übernachtung durchzufahren, so dass wir dann insgesamt 35 Stunden mit dem Bus unterwegs waren (und das durch die patagonische Steppe), bis wir endlich in San Carlos de Bariloche angekommen sind.



Pause auf 35-stuendiger Busfahrt, Abendstimmung in Commodoro Rivadavia und vom neuen den Bus bepacken

Dort haben wir dann erstmal richtig Urlaub gemacht (muss ja auch mal sein), den ganzen Tag faul am See gesessen und gelesen. Die geplante Besteigung des Hausbergs mussten wir aufgrund der schon fast mörderischen Temperaturen leider absagen. Somit blieb es also beim Relaxen, Karten schreiben, Briefmarken kaufen, Briefmarken auf Karte kleben und Karten zur Post bringen. Alles in allem 4 sehr ereignisreiche Tage!!!
Aber zu unserer Ehrenrettung muss ich hier anfügen dass wir auch noch eine kleine Wanderung im Nationalpark gemacht und ein Schokoladenmuseum besichtigt haben. Abends waren wir in einem All-You-Can-Eat-Restaurant essen. Und das kann mitunter auch richtig anstrengend sein, da müsst ihr dann mal im März Anne genauer nach fragen.

kleine Wandertour mit vielen Seen
Ohne in Bariloche irgendetwas schokoladige zu essen, kann man den Ort beinaher nicht verlassen, davon zeugen auch die zahlreichen Schaufenster
Abfahrt eines Museumszuges aus Bariloche

Und nun sitzen wir seit heute Abend wieder im fast schon heimischen gewordenen Valdivia, betrachten die ersten 600 Fotos, freuen uns über die erweiterte Klamottenauswahl, arbeiten an unserem Blog und werden uns ab morgen auf mehr oder weniger große Abschiedstour bewegen. In diesem Sinne wünschen wir euch allen fürs erste einen schönen Februar und der Rest der Reise folgt ganz bestimmt auch noch irgendwann…