Samstag, 1. März 2008

Chiles Norden

Nun noch einmal letzte südamerikanische Grüße aus Santiago, wo wir nach unserer Nordschleife gestern abend wieder eingetroffen sind. Die Koffer sind gepackt und in 4 Stunden startet der Flieger gen USA.

Insgesamt haben wir uns noch 3 Tage in Valdivia aufgehalten, haben uns noch mit einigen Leuten getroffen und haben mit einem Studienfreund eine Raftingtour unternommen. Am Sonntag Vormittag sollte es dann eigentlich weiter nach Pucon gehen, nachdem uns Pamela, unsere Vermieterin netterweise zum Busterminal gebracht hatte mussten wir aber leider feststellen, dass unsere Tickets für einen falschen Bus ausgestellt worden sind so dass wir dann wohl oder übel 3 Stunden auf den nächsten Bus warten mussten. In Pucon wurden wir dann aber schon von Franz Schulte, meinem betreuenden Professor, abgeholt. Er hat in der Nähe von Pucon ein Häuschen und Anne und ich durften dort netterweise 2 Nächte zelten. Da zur gleichen Zeit auch noch ein weitere Dortmund Student dort war, waren wir eine nette Truppe. Das tollste war aber, dass uns Franz Frau einfach phänomenal bekocht hat und auch immer genügend Wein und Bier zur Verfügung stand – insgesamt waren es drei Tage in der Natur, in denen wir uns wirklich nicht sehr haben stressen lassen. Trotzdem sind wir aber auch noch einen Nachmittag in Pucon gewesen und haben unsere verspannten Glieder in einem Termalbad versorgt…

Leider war dann sämtliche Entspannung dahin, als uns Franz abends zum Busterminal bringen wollte, von wo wir den Nachtbus nach Santiago nehmen wollten. Irgendwo vor Pucon standen wir plötzlich im Stau und es tat sich nicht mehr sehr viel. Also hat Franz erst die Auskunft, dann das Büro der Busgesellschaft im Nachbarort und schließlich die Firma in Pucon erreicht, die uns dann einen Aufschub von 5 Minuten gegeben haben. Nachdem die erste tolle Abkürzung noch eine Sackgasse war, kamen wir dann letztendlich mit 6 Minuten Verspätung an und konnten den Bus gerade noch erreichen – diesmal mussten wir nicht zum zweiten Mal 50 Euro zahlen – welch ein Glück.




Abschließendes Grillen und schon geht es weiter nach Pucon:

Blick vom Grundstück auf das Wahrzeichen von Pucon, den Vulkan Villarica den ich aufgrund der heißen Temperaturen nicht besteigen konnte

Das schmucke Haus und die leckeren Abendessen

Santiago war dann nur kurze Zwischenstation und Kofferablageplatz bevor es weiter nach Valparaiso und Vina del Mar ging. Das besondere an Valparaiso ist, dass es keinen typischen kolonialen Schachbrettgrundriss gibt sondern dass man sich eigentlich überall verlaufen kann. Die Stadt streckt sich endlos lang am Meer, es gibt den zweitgrößten Hafen und die äußeren Stadtviertel liegen an den Berghängen. Damit diese leichter zu erreichen sind, gibt es 16 Aufzüge, die die unteren Viertel mit den oberen verbinden, für wenig Geld ein netter Spaß mit tollen Ausblicken. Außerdem haben wir in Valparaiso ein Haus von Pablo Neruda besichtigt, dem einzigen chilenischen Literaturnobelpreisträger. Das besondere an dem Haus ist, dass man von jeder Etage aus einen atemberaubenden Blick über die Bucht hat und man in jedem Raum Unmengen von Gegenständen findet, die der Dichter in der ganzen Welt gesammelt hat.


Das Haus von Pablo Neruda -
Wer kann das spanische Wort Bellavista übersetzen?

Von Valparaiso aus haben wir dann zwei Tagesausflüge nach Vina del Mar unternommen, diese Stadt schließt sich direkt an Valpo an und ist im Sommer der Urlaubsort aller Chilenen und Argentinier. Dementsprechend reiht sich ein Hotel und Apartment an das andere und die Strände waren völlig übervölkert. Der große Nachteil ist, dass der Pazifik anscheinend zu gefährlich ist, jedenfalls ist es an keinem Strand erlaubt, im Meer zu schwimmen. Somit stehen alle Badegäste immer nur am Wasser und lassen sich ein bisschen durch die Wellen bespritzen. Aber besser als gar nichts……


Betrachtet man die unteren beiden Bilder, muss man neidlos anerkennen, dass die Chilenen Talent haben, romantische Strände für die Allgemeinheit zu erschliessen.

Und weiter geht es Richtung Norden, es folgten drei Tage Zwischenstation in La Serena, einer der ältesten Städte Chiles mit insgesamt 29 Kirchen, einem Leuchtturm und einem tollen Badestrand. Was man aber von La Serena aus machen sollte ist ein Ausflug ins Valle Elqui. Eigentlich befindet sich die Stadt in einer ziemlich ungemütlichen Umgebung, viel Wüste und so gut wie kein Regen. Lediglich im Valle Elqui kann man aufgrund des Grundwassers das ganze Jahr Früchte (Weintrauben, Papaya etc.) und alle tolle Sachen anbauen. Aufgrund des besonderen Klimas können die Früchte teilweise bis zu dreimal im Jahr geerntet werden. Somit kommt beispielsweise der Pisco, ein Schnaps aus Trauben, aus diesem Tal. Wir haben im Verlaufe unserer Tour eine Piscodestillerie und verschiedene Obstfelder besichtigt, haben den Hauptort Vicuna besichtigt und das Geburtshaus von Gabriela Mistral besichtigt, die ist nun die einzige weibliche Literaturnobelpreisträgerin Chiles – wir bewegen uns auf literarischen Spuren. Ein weiteres Highlight wartete dann abends auf uns, da es nämlich beinahe nie regnet, gibt es in dieser Region einige der wichtigsten Observatorien weltweit. Also haben wir auch diesen Teil der Tour unternommen und sind gegen 23 Uhr Richtung Sternenwarte aufgebrochen. Wie es der Zufall so wollte und wovon wir natürlich gar keine Ahnung hatte war, dass es genau in dieser Nacht eine Mondfinsternis geben würde. Daher wurden wir dann wirklich mit atemberaubenden Einblicken in den Nachthimmel belohnt….
Steinbildnis von Gabriela Mistral in Vicuna, dem Hauptort des Valle Elqui
Unser Guide erklärt uns die Funktionsweise und die Arbeitsschritte zur Piscoherstellung

Essen in einem Solarrestaurant, aufgrund der starken Sonneneinstrahlung erhitzt sich das Essen von allein

Mondfinsternis, während wir in den Sternenhimmel guckten

Nach einem weiteren Tag relaxen in La Serena wartete dann die16-stündige Nachtfahrt bis San Pedro de Atacama auf uns, den Wüstenort im Norden Chiles. In dem 2000 Seelenort angekommen, wurden wir zunächst von der trockenen Hitze und der dünnen Höhenluft erschlagen, aus diesem Grund sind wir dann alles ganz ruhig angegangen und haben uns während des Tages nicht mehr als nötig bewegt. Netterweise finden die meisten angebotenen Touren auch entweder abends oder vormittags statt (Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang), so dass man von den sehr heißen Temperaturen verschont bleibt. Wir haben insgesamt drei Touren unternommen, ins Valle de la Luna und in die Salar de Atacama jeweils zum Sonnenuntergang und früh morgens zu den Geysiren del Tatio in 4300 Meter Höhe. Dazu wurden wir dann vorher schon extra gewarnt, dass es in der Nacht locker bis – 10 Grad kalt werden kann, schwer zu glauben wenn man sich tagsüber fast nicht bewegen kann aber ich habe mir schon ganz schön den Arsch abgefroren (ich habe mich halt einfach nicht ganz überzeugen lassen und nur ein paar Socken mitgenommen). Anne hingegen hatte sogar ihre Strümpfe als Handschuhe umfunktioniert. Welch ein Glück, dass wir zum Ende dieser Tour 1,5 Stunden in Thermalquellen entspannen konnte uns ich meine Körpertemperatur damit wieder normalisieren konnte.
Stadtimpressionen von San Pedro de Atacama und wir beide vor den Steinformationen
Im Valle de la Luna während des Sonnenuntergangs - leider waren wir nicht die einzigen, die dieses tolle Naturschauspiel bewundern wollten


Ausflug in den Salar de Atacama:


Geysire del Tatio:
Erst morgends frieren bei eisigen Tmeperaturen - und nachher wohlige Entspannung in den Thermen

Nach 4 Nächten in San Pedro hieß es dann schon wieder Abschied nehmen und wir sind wieder Richtung Süden gestartet, diesmal bis Antofagasta, wo wir die notwendigen 26 Busstunden unterbrochen haben, so dass wir noch 2 Nächte in Chiles größter nördlicher Stadt verbracht haben. Viel zu sehen gab es dort nicht, wir waren noch einmal am Strand, haben dort ein Felsentor besichtigt (das Wahrzeichen der Region) und sind durch die Stadt geschlendert. La Portada - Das Felsentor im Pazifik

Einige Stadtimpressionen von Antofagasta: Plaza, Hafen etc.




Nach zwei Tagen haben wir dann abends die 19 Stunden bis Santiago in Angriff gekommen, wo wir gestern angekommen sind. Nun ist alle Wäsche gewaschen, die Dollars in der Gürteltasche und die Koffer verschlossen und gleich werden wir uns auf zum Flughafen machen – in diesem Sinne - Letzte Grüße aus Südamerika.

1 Kommentar:

Chile hat gesagt…

Vielen Dank für die vielen Schilderungen und die tollen Fotos, ich freu mich schon auf meine eigene Reise.